Zukunftsfaktor Sustainability - Die RHM auf Kurs Energiewende
Durch den seit Beginn des Jahres 2022 andauernden Krieg in der Ukraine stiegen die Handelspreise für Strom, Gas und Treibstoffe massiv an. Das traf den Industriestandort Deutschland auf fatale Weise. Welchen Kurs schlägt das Management der RHM ein, um die Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften zu meistern? Ein Interview mit Michael Mett, seit zwei Jahren Geschäftsführer der RHM Rohstoff-Handelsgesellschaft.
Herr Mett, Ihr Einstieg in die Branche erfolgte Anfang der 1990er Jahre. Alles begann in der Stahlhandelssparte eines schweizerischen Handelsunternehmens. Bevor Sie im August 2020 zum Geschäftsführer der RHM berufen wurden, lebten Sie rund zehn Jahre in der Schweiz, leiteten als Top-Manager ein Private Equity Unternehmen. Was hat Sie zur Rückkehr bewogen?
M. Mett: Recycling und Entsorgung von Metallschrott haben in Deutschland eine lange Tradition. Für die Industrie sind wir ein unverzichtbares Glied einer funktionierenden Lieferkette. Das Handelsgeschäft, in das ich vor circa 30 Jahren einstieg, war ein sehr handfestes Geschäft mit klar definierten Regeln in einem volatilen, zyklischen Marktsegment, was dieses Geschäft unglaublich spannend macht. Vieles mag sich seither geändert haben, aber mich beeindrucken bis heute die Werte unserer Handelspartner, für die Zuverlässigkeit sowie Treue zum Wirtschaftsstandort Deutschland ein hohes Gut sind. Außerdem, wie heißt es doch so schön: Einmal Schrott, immer Schrott und wer diesen liebt, der bleibt – oder kommt wieder zurück.
Welche Themen werden die Geschäftsführung über den Jahreswechsel hinaus beschäftigen?
M. Mett: Unser Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der Aufbereitungstechnik an verschiedenen Standorten. Am Standort Herne unterhalten
wir eine Spänewaschanlage. Mithilfe von Tensiden kann sie Späne und Emulsionen voneinander trennen und anschließend trocken. Vom Erfolg dieser Anlage bestätigt, entwickeln wir weitere technische Lösungen. Damit passen wir uns stetig an die sich neu definierenden Bedarfe der Stahlwerke und Schmelzbetriebe in Deutschland und Europa an. Dieses ist aber nur eines von mehreren innovativen Recyclingverfahren, die wir verfolgen.
Überdies stellt die Politik mit der EU Abfallverbringungsverordnung neue Regeln auf.
M. Mett: In diesem Zusammenhang versuchen wir, noch deutlicher unser Material aus dem Abfallbereich herauszubekommen. Das geschieht, in dem wir durch Aufbereitung ein Material herstellen, welches Produktanforderungen erfüllt. Dieses Rezyklat fällt dann unter den Begriff „End of Waste“ und darf als Sekundärrohstoff wiederverwendet werden. Damit leisten wir unseren Beitrag zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft.
Über drei Jahrzehnte ist die RHM stark angewachsen, sowohl was den Umschlag betrifft als auch beim Personal. Wo sehen Sie intern dringenden Handlungsbedarf?
M. Mett: Da gibt es mehrere Felder. Zum einen wollen wir die Digitalisierung interner Betriebsabläufe weiter optimieren. Damit steigern wir auch den Grad der Vernetzung mit Kunden und Lieferanten. Zum anderen wollen wir weitere
Arbeitsplätze schaffen. In Planung ist die Errichtung einer zusätzlichen Büroetage auf Altbestand am Standort Mülheim.
Aktuell stellt die Energieversorgungskrise Deutschland vor Herausforderungen. Gibt es in der RHM-Gruppe noch Einsparpotentialbzw. Überlegungen wie Engpässe künftig bewältigt werden können?
M. Mett: Aber sicher. Die Energiekosten sind für unser Handeln elementar. Sie betreffen unter anderem die Transportlogistik, Umschlagsarbeiten sowie die Aufbereitung bzw. das Recycling von Schrotten. Eine weitere Zukunftsaufgabe ist die Energieversorgung unserer Standorte. Ziel muss sein, künftig mit der Gewinnung erneuerbarer Energien, einen Teil des Bedarfes aus eigener Erzeugung decken zu können.
Wir prüfen zur Zeit an fast allen Standorten u.a. die Installation von Photovoltaik Anlagen. Weiterhin im Blick haben wir die trimodale Anbindung vieler unserer Standorte und suchen in dieser Hinsicht auch nach Alternativen. Fällt aufgrund niedriger Pegelstände der Schiffstransport aus oder wird stark eingeschränkt und damit teuer, bleibt uns noch der Schienenverkehr – vorausgesetzt es gibt Waggons und Loks mit Lokführern. Irgendwie muss die Ware vom Hof in die Welt hinaus. Wer verschiedene Wege hat, ist resistenter.
Glückauf für die nächsten Jahre der RHM,
Herr Mett, und gutes Gelingen Ihrer Arbeit!
Autorin: Daniela Mett
Freie Journalistin
Die freie Journalistin ist als Reporterin für Lokal- und Regionalmedien tätig, erstellt Blattkonzepte, produziert und moderiert eigene Sendungen.
Fotos / Bildnachweise
- Michael Mett Portrait: Daniela Mett