Firmenporträt: Mut als Basis zum Erfolg
In 30 Jahren zur heutigen RHM-Firmengruppe
Durch konsequentes Nutzen sich anbietender Chancen eroberte sich die RHM innerhalb von dreißig Jahren einen Platz unter den großen Rohstoffanbietern im Handel und Recycling von Stahlschrott und Metallen. Heute beliefert die RHM Gießereien sowie die deutsche Stahlindustrie und zunehmend den Weltmarkt. Aktuell bewegt die Gruppe mehr als 2 Millionen Tonnen Stahlschrott und circa 100.000 mt Metalle. In der Gründungsphase führten Eugen Winter und Udo Meynerts die Geschäfte.
Udo Meynerts begleitet die RHM-Gruppe bis heute aktiv als Geschäftsführer und Gesellschafter. In der Rückschau wirkt sein beruflicher Lebenslauf wie eine Schnur sich aneinander reihender Perlen. Nach Abschluss der akademischen Ausbildung zum Bauingenieur bot sich ihm eine Kurzlehre beim Lübecker Technologiekonzern Possehl an. Dazu Meynerts: „Mein Karrierestart fand 1978 in Lübeck statt, danach schickte man mich zum Erzkontor nach Düsseldorf, wo ich den Auftrag bekam, Rohstoffe für die Eisen- und Stahlindustrie zu besorgen.“ Sein späterer Firmenpartner Eugen Winter kam nach verschiedenen Stationen im Rohstoffhandel als Geschäftsführer zur Firma Ferrum in Saarbrücken. 1985 wechselte Udo Meynerts als Prokurist an seine Seite.
Von der Idee bis zur Gründungsphase
Die Ferrum gehörte als eine von rund 200 Beteiligungsfirmen zum Otto Wolff Konzern in Köln. Die Rohstofffirma stand damals unter der Leitung von Dr. Arend Oetker. Sein Schwiegervater Otto Wolff von Amerongen übertrug ihm 1986 den Vorstandvorsitz der Holding. Vier Jahre später verkaufte Dr. Oetker den Konzern an die Thyssen AG. Für kurze Zeit handelten die Herren Winter und Meynerts unter der neuen Führung weiterhin Rohstoffe. In dieser Phase fällt ihre Entscheidung zur Gründung einer eigenen Gesellschaft. Im Rückblick erinnert sich Dr. Arend Oetker: „Beide Geschäftsführer kamen nach ein paar Jahren auf mich zu und waren unzufrieden und beabsichtigten sich selbstständig zu machen.“
Am 19. Juni 1992 erfolgte die Gewerbeanmeldung beim Bezirksamt der Stadt Köln. Tätigkeit der neu gegründeten Rohstoff-Handelsgesellschaft war „der Handel, Lagerung, Umschlag von Rohstoffen“. Zeitgleich verhandelten die Firmengründer im Rhein-Ruhr-Hafen von Mülheim mit dem Hafenbetreiber und erkundigten sich nach freien Lagerplätzen am Wasser mit trimodaler Verkehrsanbindung. „RHM war anfangs nur ein Arbeitstitel“, berichtet Udo Meynerts im Blick auf das Gründungsjahr. „Nachdem klar war, dass wir das Gelände in der Rheinstraße haben konnten, ging es Schlag auf Schlag weiter. Zeit zum Nachdenken blieb uns nicht. Es gab auf dem Platz kein Bürogebäude, weder Bagger noch Arbeiter, eine Leimbach-Großschere war geordert, konnte aber erst 1993 in Betrieb gehen. Wir bauten unseren Betrieb am Südhafen buchstäblich aus dem Nichts auf.“
Wachstum durch neuen Partner
Der nächste Meilenstein in der Geschichte der RHM kennzeichnet die Zusammenarbeit mit Wilhelm Bötzel. Er leitet das seit 1949 bestehende Familienunternehmen mit Hauptsitz in Witten und Standorten in Herne und Hagen. Bei einer Fachtagung des Schrotthandelsverbands kam Wilhelm Bötzel mit den Kollegen Winter und Meynerts ins Gespräch. Daraus entwickelte sich nach und nach die Idee einer Zusammenarbeit. Sie mündete 2002 in der Beteiligung von Bötzel an der RHM. Im gleichen Zug wurde die Bötzel-Gruppe Teil der RHM-Gruppe. Aktuell hält die Holding von Wilhelm Bötzel vierzig Prozent der Geschäftsanteile an der RHM.
Durch die Kooperation steigerten beide Unternehmensgruppen ihre Marktpräsenz. Zukäufe und Beteiligungen stärken seitdem gezielt das gemeinsame unternehmerische Fundament und erweitern das Liefer- und Leistungsangebot. In den Folgejahren kamen weitere große Lager- und Aufbereitungsbetriebe hinzu. 2003 gründete die RHM gemeinsam mit den Hüttenwerken Krupp Mannesmann eine Firma. Bis 2015 sorgte diese für die Schrottbeschaffung der Hütte HKM.
Einstieg in den Welthandel
Bis zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 war die Weiterentwicklung der Gruppe Jahr um Jahr spürbar. „Wir konnten die Ergebnisse stetig ausbauen und die gehandelten Mengen steigern“, erinnert sich Udo Meynerts und setzt fort: „2004 begannen wir den Handel mit asiatischen Ländern.“ Von da an war Udo Meynerts pausenlos auf Reisen: „In Rotterdam und London kreuzten sich meine Wege ständig mit Glencore Gründer Marc Rich.“ Derweil führte Eugen Winter die Firma in Mülheim und kümmerte sich um die Operation und das lokale Geschäft mit den Großabnehmern der Region Rhein-Ruhr. Er schied 2007 als Geschäftsführer und Gesellschafter der RHM aus. Danach blieb Eugen Winter noch einige Jahre beratend für die Gruppe tätig.
An vielen entscheidenden Momenten der RHM-Geschichte war Mitgesellschafter Josef Heckner involviert. Mit seiner Holding hält der Jurist aktuell zehn Prozent der Geschäftsanteile. Als junger Rechtsanwalt begleitete er den Start der RHM: „Es war der Einstieg in eine völlig neue Welt – die wunderbare Welt des Schrotthandels“, erinnert er sich, „Die ersten Jahre waren für die neue Gesellschaft sehr beschwerlich, doch im Vertrauen auf die erfahrenen Gründer-Gesell1992schafter Eugen Winter und Udo Meynerts habe ich die Chance, mich an der RHM zu beteiligen, sofort ergriffen.“
Erwartungen an die Zukunft der Unternehmensgruppe
Er wurde ein aktiver Partner und Berater für die geschäftsführenden Gesellschafter. Als die BSW-Gruppe der Badischen Stahlwerke 1996 aus der RHM ausschied, übernahm Josef Heckner gemeinsam mit Dr. Arend Oetker deren Anteile. Beide wurden damals zu Gesellschaftern. Dr. Arend Oetker hält heute noch vierzig Prozent der Geschäftsanteile an der RHM. „Diese erste Generation hat in 30 Jahren die Gruppe mit einer tatkräftigen und motivierten Mannschaft zu einer maßgeblichen Adresse in unserer Branche entwickelt“, bekräftigt Josef Heckner: „Wir sind neue Beteiligungen eingegangen, haben neue Geschäftsfelder gestartet und sind Partnerschaften eingegangen. Aus den kleinen Anfängen ist ein großes Unternehmen geworden. Dabei sind wir unseren Prinzipien treu geblieben. Wir haben flache Hierarchien, und die Verantwortung und Entscheidungshoheit wird vor Ort ausgeübt. Trotz unserer Größe sind wir kein Konzern geworden.“ Er wünscht sich, dass dieser Kurs beibehalten wird. Dem stimmt Dr. Arend Oetker zu: „Ich hoffe, dass der Unternehmergeist in familiärer Form erhalten bleibt in Partnerschaft mit Willy Bötzel und seinen Kindern und dass das Management, am Kapital beteiligt, am gleichen Strang zieht und die Unternehmensentwicklung sich erfolgreich fortsetzt.“
Autorin: Daniela Mett
Freie Journalistin
Die freie Journalistin ist als Reporterin für Lokal- und Regionalmedien tätig, erstellt Blattkonzepte, produziert und moderiert eigene Sendungen.
Fotos / Bildnachweise
- Schrottschere bis 2011, Platz Frühjahr 1995, Brachfläche Sommer 1992, Befestigung des Platzes: Fotoarchiv RHM