Der Tag im Arbeitsleben eines Betriebsleiters Legierte Schrotte
„Der frühe Vogel fängt den Wurm – auch beim Schrott“
Michael Merten ist Betriebsleiter für die legierten Schrotte auf dem Platz der RHM in Mülheim an der Rheinstraße
Ich war immer schon ein Frühaufsteher und von daher macht es mir nichts aus. Wenn ich mich morgens von der anderen Rheinseite au den Weg mache, ist es meist noch dunkel. So gegen 5 Uhr treffen wir uns hier und besprechen den kommenden Tag. Wir trinken dann mit den Kollegen Kaffee und bereiten alles vor.
Schon früh stehen hier die Laster an der Waage und bringen den neuen Schrott. Das geht den ganzen Tag so weiter und die Lieferungen kommen aus ganz Deutschland. Ich bin jetzt seit vier Jahren bei RHM. Ich bin als Quereinsteiger zum Schrott gekommen und habe mal was völlig anderes gelernt. Als Karosseriebauer gab es keine Arbeit mehr und dann war ich eine Zeit lang Schweißer. Dann wurde ich gefragt, ob ich in die Schrottbranche wechseln will. Und das mache ich jetzt seit mehr als 20 Jahren und habe das nicht bereut.
Das ist hier schon ein spezieller Bereich und nicht jeder Schrotthändler kann das so anbieten. Was machen wir? Wir liefern Material für Werkzeugstahl und für verschiedene Stahlwerke. Wir stellen eine Suppe her, wo wir viele verschiedene Qualitäten anbieten können. Wie viel Vanadium, Chrom, Molybdän soll enthalten sein? Die Herausforderung ist hier, eine Punktlandung zu schaffen – dann haben wir sehr gute Arbeit gemacht. Wichtig ist dabei die Analyse des gelieferten Materials. Und dazu setzen wir auf moderne Technik. Was wir hier machen ist Recycling und das wird immer wichtiger. Schrott ist für mich ein Geschäft mit Zukunft. Man muss manchmal selbst Hand anlegen, aber es geht viel um Planung und Vorbereitung. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit. Man kümmert sich um alles. Ein junges Team, engagiertes Team. Es macht einfach Spaß, mit denen zu arbeiten.
Ich entspanne mich beim Angeln, aber das kann ich leider nicht jeden Tag machen. Da ist das Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das gilt für mich auch bei der Arbeit und im Alltag. Es ist schon so etwas wie ein Leitspruch für mich. Wenn kein Wurm da ist, kann ich auch keinen Fisch fangen. Ich versuche auch hier aufdem Platz immer vorbereitet zu sein, für Ordnung zu sorgen und immer den nächsten Schritt im Auge zu haben.
Schrott wird in der Öffentlichkeit gerne als schmutziges und hartes Geschäft angesehen. Das stimmt nur zum Teil. Wie mein Lager aussieht, so repräsentiere ich mich und mein Unternehmen nach außen. Unser Platz ist immer gut aufgeräumt und nur so können wir die nötige Qualität liefern. Wir lagern rund achtzig Prozent des Materials in Behältern und es liegt nichts lose herum. Das ist schon eine anspruchsvolle Aufgabe bei 18.000 Quadratmetern Fläche – das sind in etwa drei Fußballfelder. In der Regel soll mein Arbeitstag gegen 15 Uhr zu Ende gehen, aber das ist oft nur ein Wunsch und meistens sind wir länger auf dem Platz.
Autor: Michael Voregger
Freier Journalist
Aufgezeichnet von Michael Voregger, Gelsenkirchen. Der freie Journalist arbeitet zu den Themen Ruhrgebiet, Politik, Internet und Medien u.a. für den WDR, Deutschlandradio, Ruhrbarone, Correctiv, ZEIT, taz sowie als Medienpädagoge und Referent für die Landesmedienanstalt NRW.
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