Zukunftsfaktor Circular Economy: Interview mit Udo Meynerts

Die RHM als Lieferant von Rohstoffen
Begonnen hat die RHM mit einem klassischen Schrottplatz. Ankommende Metalle wurden als Sekundärstoff zur Wiederverwertung an die heimische Industrie weiterverkauft. Rasch erwuchs daraus ein Großhandel für gereinigte, pakettierte oder eingeschmolzene Metalle in feinster Sortiertiefe. Anstelle von Abfall handelt die RHM heute international mit Rohstoffen für Spitzentechnologie.

Herr Meynerts, Glückwunsch zum Jubiläum der RHM! Wie hat das einmal alles angefangen?
U. Meynerts: Eugen Winter und ich haben damals das Unternehmen gegründet. Wir kamen aus einem Kölner Konzern und waren für das Thema sowohl qualifiziert als auch hoch motiviert. Wir wollten unser Engagement aber als Selbstständige einbringen.

Um Ihr Stichwort aufzugreifen – was ist das Thema, und wie zügig haben Sie Ihre Geschäftspartner gefunden?
U. Meynerts: Wir unterscheiden zwischen Eisenmetallen (FE) und Nichteisenmetallen (NE). Der Schrott schmeckt dem Stahlwerker. Von den jährlich anfallenden 25 Millionen Tonnen Metallschrott wird das meiste im Inland eingeschmolzen. Sieben bis acht Millionen Tonnen werden exportiert. Drei Millionen Tonnen schlagen als Importe zu Buche. Schrott ist noch eines der letzten „levantinischen“ Geschäfte, bei denen hartnäckig gehandelt wird. Das macht im Übrigen auch einen gehörigen Teil der Faszination aus. 

Wie ist der Status der deutschen Stahlerzeugung und wo liegt der Anteil der RHM in der deutschen Stahl- und Eisenschrott-Branche?
U. Meynerts: In „normalen“ Jahren waren es 48 Millionen Tonnen erzeugter Stahl, aktuell sind es wegen konjunktureller und anderer Gründe lediglich 38 Millionen Tonnen. Allerdings werden in Deutschland höhere Qualitäten hergestellt. RHM rangiert in der deutschen Schrott-Branche unter den zehn Größten. Wir liefern 2 Millionen Tonnen Metallschrott, davon eine halbe Million Tonnen vom Mülheimer Standort.

Wie sieht der weltweite Vergleich aus?
U. Meynerts: Das internationale Geschäft ist eng an die wenn auch noch unvollkommene Globalisierung angelehnt. So hat die Türkei mit ihren hochmodernen Elektro-Stahlwerken eine führende Stellung. Das Land am Bosporus schafft es, aus 100 Prozent Schrott zu 90 Prozent Stahl herzustellen. Auch Ostasien behauptet auf dem Weltmarkt eine zunehmend starke Position.

Stimmen denn die Rahmenbedingungen in Bezug auf Gesetzgebung und den ungehinderten Marktzugang?
U. Meynerts: In der EU-Gesetzgebung fungiert Metallschrott leider als Abfall. Diese Definition hat Folgen. Wenn nämlich sämtliche EU-Regelungen greifen, dann würde der Schrott- und Rohstoffhandel eindeutig benachteiligt und minimiert. Circular Economy, die Kreislaufwirtschaft, sollte beim Wort genommen werden. Weltweit werden alljährlich 1,5 Milliarden Tonnen Rohstahl produziert. Auf diese Menge kommt man aber nur, wenn 500 Millionen Tonnen Stahlschrott eingesetzt werden. Das unterstreicht doch die wichtige Rolle des Metallschrotts ganz eindrücklich.

Offenbar gilt es, den Markt mit seinen konjunkturellen Ausschlägen beim Metallschrott fest im Auge zu behalten.
U. Meynerts: Wir erfreuen uns stabiler Geschäftsverbindungen. Änderungen stoßen die Märkte und die Preisfindung an. Wenn die Konjunktur brummt, dann steigt die Nachfrage nach Schrott. Im Übrigen auch die nach Aluminium und Kupfer. Unserer Branche wäre schon sehr geholfen, wenn die Kreislaufwirtschaft endlich ihre volle Chance bekommt und global gehandelt wird.

Autor: Klaus Niehörster

Autor: Klaus Niehörster

Freier Journalist

Die Interviewfragen stellte Klaus Niehörster, Düsseldorf. Der freie Journalist arbeitet u. a. für Wirtschaftswoche, Handelsblatt, Konradin-Verlag, etv-Verlag.

Fotos / Bildnachweise

  • Udo Meynerts: Daniela Mett
  • Privatfoto K. Niehörster
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